Ein Stuckornament aus dem ehemaligen Ausstellungsraum der Firma Wilhelm Klein.
Ein Stuckornament aus dem ehemaligen Ausstellungsraum der Firma Wilhelm Klein.

Die Kleinschen Höfe

Farbpigmente, die in den Kästen des Farbenlagers die Zeit überdauert haben.
Farbpigmente, die in den Kästen des Farbenlagers die Zeit überdauert haben.

2001 hatte die Familie Klein ihr Malergeschäft verkauft. Der Malerbetrieb - jetzt Wilhelm Klein Putz-Stuck-Malerei GmbH - blieb als Mieter auf dem Gelände und nutzte die Büros, Werkstätten und Lagerräume weiter. Nach und nach verkleinerte sich jedoch der Betrieb und zog schließlich 2008 in den Norden Darmstadts.

Plötzlich schien damit auch das Leben aus der Elisabethenstraße zu verschwinden. Hanns-Michael Haldy, Ururenkel des Firmengründers Wilhelm Klein, hatte die Verwaltung der Immobilie übernommen und bereits begonnen, einzelne Räume des Familiensitzes an Studenten zu vermieten. Nun, angesichts der großen Fläche, die frei wurde, suchte er nach einer sinnvollen Lösung, die der Geschichte und der Magie des Ortes gerecht werden sollte.

Ein Ort der Kreativität

Hanns-Michael Haldy war in der Elisabethenstraße aufgewachsen. Er hatte noch den Geruch der frisch angerührten Farben in der Nase und erinnerte sich, wie fasziniert er den Spritzlackierern und Schildermalern bei der Arbeit zugesehen hatte. Mit diesem künstlerisch-handwerklichen Geist wollte er den Ort wieder beleben. Das Konzept eines Werkstattgeländes für Künstler, Kunsthandwerker und Kreative nahm Gestalt an.

Das Treppenhaus in der Studenten-WG des "Hauses Nothhelfer".
Das Treppenhaus in der Studenten-WG des "Hauses Nothhelfer".

Wohnen und Arbeiten in den Kleinschen Höfen

Mit einfachen Mitteln begann Haldy, die Lager- und Werkstätten zwischen Elisabethenstraße 68-70 und Hügelstraße 87 in Ateliereinheiten zu verwandeln. Wände wurden eingezogen und große Fenster eingesetzt. Über den Garagen entstanden Werkräume für Manufakturen. Für die Schlosserei fand sich ein Mieter, der den Raum direkt für seine kleine Roller- und Motorradwerkstatt weiter nutzen konnte. Das private Wohnhaus und die Büros der Firma ließ er zu studentischen Wohnheimen umbauen mit einer gemütlichen Küche und Gemeinschaftsbädern auf jedem Stockwerk. Ein Laboratorium für Künstler, Handwerker, Kreative und Studenten entstand, in dem Wohnen und Arbeiten wieder zusammen rückten: die Kleinschen Höfe.

Der Geist des Hofes

Die Kleinschen Höfe füllten eine Lücke im Darmstädter Kulturleben. Kurz nach Einzug der neuen Mieter feierten die Studenten und Künstler das erste gemeinsame Hoffest. Vernissagen, Krimi-Lesungen, Kunst- und Flohmärkte folgten. Der Freitagsladen mit seinen ausgefallenen Geschenken und Dekorationsartikeln zog viele Kunden mit Sinn für kreative Eigenwilligkeit an. Die Künstler öffneten ihre Ateliers und luden zu Ausstellungen auf dem gesamten Hofgelände. Der Lichtkünstler Jens Schader wurde zum willkommenen Dauergast und verwandelte mit seinen Installationen die Gebäude und Fassaden der Kleinschen Höfe in leuchtende Licht-Poeme.

Die "Mai-Nacht" 2011 in den Kleinschen Höfen: Schlendern, Stöbern und und Schauen.
Die "Mai-Nacht" 2011 in den Kleinschen Höfen: Schlendern, Stöbern und Schauen.

Die Wohn- und Gewerbeflächen waren für Mieter attraktiv. Für den Eigentümer Hanns-Michael Haldy waren sie jedoch auf Dauer nicht rentabel. Die Infrastruktur war veraltet und die ausgewiesenen Mietflächen ließen eine langfristige wirtschaftliche Verwertung nicht zu. 2015 legte ihm die Iber Immobilien GmbH ein überzeugendes Konzept für die Neubebauung des Geländes vor, das Hanns-Michael Haldy nicht ablehnen konnte: Wohnen in grünen, verkehrsberuhigten Höfen. Hanns-Michael Haldy verkaufte. Das Wohnprojekt „Die Kleinschen Höfe“ nahm seinen Anfang.