Die Firmenchefin

BARBARA NOTHHELFER, GEB. KLEIN (1910-2003)

Porträt Barbara Nothelfer

1963 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des Malerbetriebs. Zum ersten Mal stand eine Frau dem Unternehmen vor. Barbara Nothhelfer-Klein, Witwe des verstorbenen Firmenlenkers Hanns Nothhelfer, wurde zur Erbin eines der größten Darmstädter Unternehmen des Baugewerbes.

Klein auf Wachstumskurs

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Firma Wilhelm Klein wieder an die Größe und Bedeutung der Vorkriegszeit angeknüpft. Der Betrieb zählte über 350 fest angestellte Mitarbeiter. Fast die Hälfte der Belegschaft arbeitete kontinuierlich für die großen Industrieunternehmen der Stadt. Klein war fester Vertragspartner von Opel, Merck, Schenck und Röhm & Haas und unterhielt ständige Baubüros auf den Werksgeländen der Unternehmen. Als größter Auftragnehmer der städtischen Wohnungsgesellschaften profitierte Wilhelm Klein zudem von der Konjunktur im Wohnungsbau.

Hans Bentz wird Geschäftsführer

In dieser wichtigen Expansionsphase machte Barbara Nothhelfer Hans Bentz zum Geschäftsführer. Mit ihm erhielt die Firma Klein einen Unternehmensleiter, der sich mit dem Familienbetrieb identifizierte und seine ganze Kraft in ihren Dienst stellte. Er sollte diese Position 26 Jahre lang bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand ausfüllen. So schaffte es Barbara Nothhelfer, das Unternehmen in einem entscheidenden Augenblick seiner Entwicklung für die Zukunft auszurichten.

Treue und Verbundenheit

Die Firmenchefin selbst hielt sich im Hintergrund. Sie sah es als ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Firmenphilosophie im Unternehmen gelebt wurde. Verbundenheit und Treue waren die Werte, die die Firmenkultur von jeher geprägt hatten. So galt die Firma Klein als ein Unternehmen, bei dem man von der Lehre bis zur Rente blieb. Die Mitarbeiter gehörten zur „Firmenfamilie“. Für ihre Treue und Leistungsbereitschaft konnten sie von der Familie Klein Unterstützung in allen Lebenslagen erwarten. Die Inhaber fühlten sich dieser Form der Solidarität über Generationen verpflichtet. Barbara Nothhelfer ließ sich auch bei ihren Personalentscheidungen davon leiten. Hans Bentz und sein späterer Nachfolger Reinhard Günther hatten durch ihre langjährige Betriebszugehörigkeit diese Werte verinnerlicht.

Familienbild (1972)
Barbara Nothhelfer-Klein (Mitte) im Kreise ihrer Firmenfamilie: (v.l.) Enkel Hanns-Michael, Tochter Luisa, Schwiegersohn Wolfgang Haldy, Buchhalterin Ellen Bentz und Geschäftsführer Hans Bentz (1972).

40 Jahre bei der Firma Klein

Die jährliche Ehrung der Firmenjubilare gehörte zu den wichtigsten Ereignissen im Geschäftsjahr. Barbara Nothhelfer machte daraus eine unverbrüchliche Tradition, die in großem Rahmen begangen wurde. Jubilare mit 40 Jahren Betriebszugehörigkeit waren keine Seltenheit, 25 und 15 Jahre waren fast schon die Regel. Es war ihr ein Anliegen, den Mitarbeitern ihre Anerkennung und ihren Dank auszusprechen, denn sie wusste, dass die Verbindung zwischen Firma und „Gefolgschaft“ das Fundament des Unternehmenserfolges bildete. So wurden etwa für Lehrlinge Feste ausgerichtet, wenn sie hervorragende Gesellenprüfungen ablegten. Ehrungen, die die Innung oder die Handwerkskammer vergaben, wurden im Salon der Firma Klein gebührend gefeiert. Dieser Aufgabe widmete sich Barbara Nothhelfer noch bis zu ihrem 89. Lebensjahr, als sie nach 36 Jahren aus der Firma ausschied. Eine letzte große Ehrung nahm sie kurz zuvor aus den Händen von Oberbürgermeister Peter Benz in Empfang: die silberne Verdienstplakette der Stadt Darmstadt. Barbara Nothhelfer verstarb 2003 im Alter von fast 93 Jahren.